Seien wir ehrlich: Das Rückspiel gegen Getafe war erbärmlich, aber in seiner Dramaturgie kaum zu überbieten. Das Unentschieden in der letzen Minute durch Toni reichte zum unverdienten erreichen des Halbfinales gegen Zenit St. Petersburg.
Zweimal standen wir nur Millimeter vor dem Ausscheiden und zweimal lächelte uns der Fußballgott zu: Ganz kurz vor dem Ablauf der regulären Spielzeit verlängerte Franck Ribéry mit dem Ausgleich zum 1:1 das Leiden um 30 Minuten, ehe Luca Toni mit zwei Toren in der 114. und 129. Minute dank der Mithilfe von Getafes Torhüter Pato ein 1:3 wettmachte.
Unverdient war das Weiterkommen aufgrund der Unfähigkeit der bayrischen Offensive gezielten Druck auf den spanischen Tabellenzwölften aufzubauen. Spielerisch sah man gegen die gut organisierten Spanier kein Land, also wurde der Ball ein ums andere mal hoch nach vorne geschaufelt. Während im American Football kurz vor Spielende als „Hail Mary Pass“ bekannte verzweifelte Wurf nach vorne nur in Momenten höchster Verzweiflung zu sehen ist, schienen vor allem Lahm, Sosa und Schweinsteiger einen unerklärbaren Gefallen an ungenauen Flanken zu finden, die entweder bei den Ordnern außerhalb des Spielfeldes oder auf Bauch-/Brusthöhe ankamen.
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Aber auch alle anderen Herrschaften im Mittelfeld brachten zum Teil nicht mal Normalform: Van Bommel wirkte merkwürdig gehemmt und hatte nicht die gewohnte Präsenz um den Mittelkreis, Ze Roberto gelangen zwei, drei gut gemeinte Vorstöße in die gegnerische Hälfte, allerdings blieb auch er – wie auch Schweinsteiger – blass.
Genauso unauffällig aber trotzdem erfolgreich: Franck Ribéry. Natürlich hatte er es gegen die engagierten Spanier nicht einfach und da sich auch seine Mannschaftskollegen nach dem Zuspiel –wenn überhaupt- eher gemächlich nach vorne bewegten, konnte er auch niemanden mit Pässen schicken. Trotz allem war das einer der schlechtesten Auftritte von ihm für den FC Bayern. Hoffentlich kann er in den folgenden KO- und Endspielen mehr zeigen. Ich bin mir sicher, dass so mancher Bayern-Fan dafür einige schaumgebremste Auftritte in der Liga in Kauf nehmen würden. Aber so einfach ist das ja auch wieder nicht zu steuern…
Hitzfeld, der in der 64. Sosa für Schweinsteiger gebracht hatte, sah lange Zeit aus, wie ein Trainer, der zum Abschied im Europapokal damit kräftig daneben gelangt hatte. Denn Jose Ernesto Sosa blieb jeglichen Beweis für das Vertrauen schuldig. Ungenaue Pässe, keine sichtbares Engagement, kein gar nichts. Allmählich frage ich mich, ob Paul Breitner – ebenfalls Kokablätter kauend – drogengeschwängerte Scouting-Berichte aus Südamerika gesendet hat.
Dass Toni dann kurz vor dem Ende ein Zuspiel von Sosa zum Ausgleich einköpfte, tut dieser Bewertung keinen Abbruch. Toni alleine hat über 120 Minuten lang die spanische Innenverteidigung wie immer mit ganzem Körpereinsatz bearbeitet und hat seinen Heldenstatus – für mich – spätestens mit diesem Spiel manifestiert. Hut ab vor diesem Stürmer!
An seinem Einsatz und Willen sollte sich die Mannschaft unbedingt ein Beispiel nehmen. Solange ein Luca Toni lächelnd vom Platz geht, kann sich der Fußballgott ruhig mal zurücklehnen. Schade nur, dass der Italiener im Hinspiel gegen St. Petersburg gesperrt ist.