Bastian Schweinsteiger legte den Ball am rechten Flügel in den Lauf von Oddo, und der zeigte in einer einzigen Bewegung jene Qualitäten, die Christian Lell fehlen: Übersicht und Präzision. Der Italiener stürmte zur Grundlinie, drosch den Ball aber nicht sogleich hoch vors Tor, sondern zog die Flanke nach einem Blick in den Strafraum halbhoch zurück Richtung Elfmeterpunkt. Dort lauerte Miroslav Klose. Der nahm den Ball mit der Brust an und schoss ihn hoch ins entfernte linke Toreck. Jürgen Klinsmann jubelte am Spielfeldrand, als hätte er selbst getroffen.
Oh mei, oh mei!
Die Hürde gestreift, aber nicht gerissen: Das Spiel gegen RW Erfurt war doch mühevoller als gedacht. Den aufopferungsvoll kämpfenden Thüringern gelang dreimal der Ausgleich gegen den in der Defensive wackeligen Rekordmeister, der am Ende (Nein! Nicht durch 11m-Schießen, auch wenn das Ergebnis danach aussieht!) Am Ende machte Toni Kroos den Siegtreffer.
Im Angriff ganz das gestern ganz nett, in der Abwehr allerdings gibt es für Jürgen Klinsmann noch einiges zu tun. Besonders Van Buyten sah bei allen Gegentreffern gar nicht gut aus. Der Belgier, wirkte zu schwerfällig, nicht richtig bei der Sache und konnte auch seine körperliche Überlegenheit nie einsetzen. Aber auch die Außenverteidiger Lahm und Lell hatten ihre schwächen. Während Lahm noch mit seinen offensiven Aktionen punkten konnte, fand Lell IMHO zu keinem Zeitpunkt wirklich ins Spiel. Ohne Demichelis fehlt es der Defensive sichtbar an Souveränität und Übersicht.
Für den Augenblick reicht das nackte Ergebnis, denn die Ausredenliste ist nicht gerade kurz (EM-Nachzügler, Verletzungen, neuer Trainer…etc.etc.). Auf lange Sicht aber hat Jürgen Klinsmann das Verlangen nach schönem Fussball verstärkt, das irgendwann mal befriedigt werden will. Mal schau´n wann das sein wird.
Diese Endspiele sind nichts mehr für meine Nerven. Seit dem Barcelona-Trauma 99 ist es mir egal wie der Gegner heißt, wie wir spielen oder wie viele Torchancen wir ausgelassen haben. Selbst bei Toren ist meine Freude gedämpft. Erst wenn der Schiedsrichter abpfeift, kann ich mich entspannen und genießen.
Schon vor dem Anpfiff war mir klar, dass es heute eine enge Kiste werden würde, denn nach der 5:0 Ohrfeige in der Bundesliga hatte der BVB einiges wieder gutzumachen. Die Führung durch Toni in der 11. Minute blieb lange Zeit die einzig gelungene Aktion im Spiel, denn nach dem 1:0 stellte Bayern den Spielbetrieb beinahe gänzlich ein. Eigentlich unverständlich und auch fahrlässig. War es die fehlende Kraft oder doch die Angst vor der eigenen Courage?
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Erst durch die Nachlässigkeiten der Bayern fand Dortmund so richtig ins Spiel. Allerdings konnten Sie bis auf die Chance von Tinga die Bayern nicht entscheidend in Bedrängnis bringen.
In der Endphase dann immer weitere Unkonzentriertheiten im Spielaufbau und keinerlei Entlastung für die Bayern-Defensive. Befreiungsschläge und Fehlpässe en masse. Um das Gegentor haben wir letztlich fast gebettelt. So nervös darf man sich in den letzten Minuten einfach nicht präsentieren. Und kann mir jemand mal erzählen wofür Schiedsrichter Knut Kircher sage und schreibe 3 Minuten Nachspielzeit angezeigt hat? Naja, ist ja trotzdem gut gegangen.
Nach dem Ausgleich von Mladen Petric in der zweiten Minute der Nachspielzeit, schienen uns die Felle davonzuschwimmen. Dortmund weiter mit Oberwasser, wir dafür mit Podolski und einem Luca Toni, der mit seinem beeindruckenden Torriecher dort steht wo eine Torfabrik zu stehen hat.
Siegerehrung und Bierduschen
Ein enger, aber kein unverdienter Sieg der Bayern. Denn hätte Klose seine zwei Chancen genutzt oder Podolski seinen Nachschuss, wäre das Spiel schon nach 90 Minuten zu Ende gewesen. Geschenkt. Fussball findet ja nicht im Konjunktiv statt. Trotzdem: Kompliment an Dortmund.
Dass die Herren Kehl und Petric wieder die alte „Bayern-Dusel„-Leier in die Mikrofone heulen durften, war das leckere Sahnehäubchen auf diesen Titel, das trotz aller Anspannung, Appetit gemacht hat auf ein weiteres Finale. In dem dürfen die Bayern gerne auch mal ihre Konterchancen nutzen und souverän nach 90 Minuten gewinnen. Meine Nerven und Oliver Kahn wären mehr als dankbar.
Das erste Finale dieser Saison ist erreicht! (das Ligapokal-Finale vergessen wir jetzt mal)
Souverän und konzentriert, als hätte es die beiden Spiele gegen Anderlecht und Cottbus nie gegeben, gewann der Rekordmeister und –pokalsieger gegen aufopferungsvoll rackernde Wolfsburger.
Bayern von Beginn an mit guten Spiel nach vorne, aber nur bis zum gegnerischen Strafraum, dort fehlte es meist an der Konsequenz und dem berühmten letzten Pass im Abschluss.
Wolfsburg dagegen nur sporadisch in der Bayern-Hälfte, da die Magath-Truppe von Beginn an defensiv ausgerichtet war. Mit 8 – 9 Mann vor dem Ball warteten sie auf Konterchancen und suchten ihr Glück in schnellen Gegenstößen, meist vorgetragen durch Ljuboja und Grafite.
Dazu der Auftritt von Martin Demichelis, der – wie Tom Bartels schon während der Übertragung erwähnte – eine beinahe schon beängstigend gute Saison spielt! Steht überall dort wo er sein soll und ist sich für keinen Zweikampf zu schade. Eine Schande, dass man diesen Zementmischer nicht klonen kann.
Mit dieser Einstellung kann Leverkusen ruhig kommen…
Um irgendwann um kurz nach 11 gestern abend war es wieder da, das „Polen-Gefühl“ der WM 2006 – diesmal aber nicht in Dortmund, sondern in der Allianz Arena in München. Ganze 120 Minuten hat es gedauert, bis der Ball im Sechziger Tor lag und Spielleiter Gagelmann den Treffer auch anerkannte. Aber trotz der Freude über den Einzug in das Halbfinale, gab es genug Momente in denen man als Bayern-Fan schier verzweifeln konnte.
Selbiger belegte durch seine vielen Aktionen im Spiel meine seit Wochen in meinen nicht vorhandenen Bart gemurmelte Theorie: Er kann einfach nicht Fussball spielen. Das heisst was er kann, ist seine Gegenspieler in Strafraumnähe quasi niederzuringen, um dann den Ball einzunetzen. Damit erschöpfen sich auch seine fussballerischen Qualitäten, denn Toni´s Nutzen strebt -ausserhalb der gegnerischen Red Zone- gegen Null: Er kann keinen Gegner z.B. auf den Flügeln ausspielen, seine Pässe, egal ob lang oder kurz sind oft ungenau, weil er meist schon den Gegner im Nacken bzw. vor sich sitzen hat und an ein Dribbling darf man überhaupt nicht denken. Aber: Nichts gegen den Mann! In und um den Strafraum kann er Buden machen, wie kein Zweiter. Weltklasse – keine Frage. Ausserhalb dessen ist er verschenkt.
Der Sieg gegen 60 war letztlich verdient. Über weite Strecken des Spiels war man die offensivere Mannschaft und hatte reichlich Chancen zur Führung. Die Löwen ihrerseits haben aber das Beste aus ihren Möglichkeiten gemacht. Respekt dafür.
So langsam läufen sich die Fans für das münchener Derby zwischen dem FC Bayern und dem TSV 1860 München warm.
Die Schmierereien reichen über weite Teile der Westkurve im Stadion an der Grünwalder Straße. Dort hat der TSV 1860 München bis in die neunziger Jahre und zuletzt in der Saison 2004/2005 einen Großteil seine Heimspiele ausgetragen. Der harte Kern der Löwen-Fans feuerte das Team aus dieser Kurve an. Außerdem wurde eine Fläche unter der Anzeigetafel des städtischen Stadions mit dem Kürzel „FC Bayern“ beschmiert.
Fotos gibt es ebenfalls im oben verlinken Spiegel-Artikel.
Die „Revanche“ soll jedenfalls schon geplant sein:
Im Internet schworen derweilen die ersten Fans Rache, luden für morgen zur „Allianz-Arena-Abbruchparty“.
Über Sinn und Unsinn solcher Aktionen kann jetzt trefflichst diskutiert werden. Meines erachtens gehört eine gesunde Rivalität dazu, allerdings hört der Spaß sofort auf, wenn es in Sachbeschädigung oder – noch viel schlimmer – Körperverletzung ausartet.
Was in typischer David gegen Goliath Konstellation begann wurde gestern zu einem sehr spannenden und engagiert geführtem Pokalkrimi.
Aber dieses erste Pokalrunde lief für die Bayern ganz anders ab als im letzten Jahr auf St. Pauli, wo wir zwar auch in die nächste Runde eingezogen sind, allerdings mit viel mehr Glück als Können. Dieses Mal jedoch liessen sich die Bayern nicht durch das Publikum oder die Härte des Gegners beeindrucken und drückten von Beginn an auf das Tempo. Burghausen stand gut sortiert in der Defensive und hatte mit dem 18 Jahre alte Manuel Riemann einen Torwart, der einen äußerst guten Tag erwischt hatte.
Wie er Angriff um Angriff parierte war schon beeindruckend und als es seine Mannschaftskameraden nach ca. einer Stunde Spielzeit tatsächlich mal in die Bayern-Hälfte schafften, traf Neubert auch noch zum 1:0 und die alte Fussballweisheit: „Wers vorne nicht macht, bekommt hinten eins†schien sich mal wieder zu bewahrheiten. Sicherlich hatten einige Zeitungen schon die Pressen angeworfen um ganz dick BLAMAGE! auf den Titelseiten zu drucken.
Erst der Kopfball von Miroslav Klose, nach einer Ribery-Ecke brachte den Ausgleich und somit die Verlängerung, in der kurz von Schluss als Sturmtank eingewechselte Van Buyten beste Möglichkeiten zum Siegtreffer vergab. Im Elfmeterschiessen musste dann – nachdem Altintop und Sosa nicht verwandelten – der alte Mann im Tor nochmal all sein Können aufbieten um den FC Bayern in die 2. Runde zu wuchten. Letztlich aber war das Weiterkommen verdient.
DFB-Pokal 2. Runde 06/07: Bayern München gegen 1. FC Kaiserslautern 1:0 (0:0)
Der Fußballfan als solcher ist in erster Linie eines: Masochist. Für diese Erkenntnis braucht es nicht mal einen Hornby. Anders lässt sich das zumeist auf 90 Minuten begrenzte ritualisierte Leiden im wochen- bzw. 3-Tages-Rhythmus nicht erklären. Warum sonst habe ich mir heute das Ballgeschiebe gegen die Bauern den 1. FC Kaiserslautern angetan?
Dieses Spiel heute war ein weiterer Beweis dafür, wie schwer wir uns gegen mauernde Mannschaften tun. Darum war es wie immer: Herausgespielte Torchancen? Fehlanzeige! Ideen aus dem Mittelfeld? Nichts! Gelungene Pässe nach vorne? Keine. Okay, der Pass des der 2,7 Mio teuren Blindgängers „Bombe“ Dos Santos auf Poldolski werte ich mal als halben.
Aber das war´s dann auch schon. Der Rest bestand aus den üblichen Bällen aus dem Halbfeld, unpräzisen Schüssen und (ganz neu im Programm!) peinlich verstolperten Bällen.
Gut, dass Lauterer unwillig und unfähig waren irgendwas nach vorne zu tun, dürfte ja niemanden überrascht haben, aber wie unfähig und quälend sich der FC Bayern in dieser Saison bisher gegen äußerst defensiv agierende Mannschaften anstellt, ist für mich jedes Mal aufs neue ein niederschmetterndes, schmerzhaftes Erlebnis.
Letztendlich klage ich aber auf ganz hohem Niveau: Während mit Lüdenscheid, Schlacke 04, Bremen, Hamburg, Gladbach und Leverkusen bisher auffällig viele Bundesligisten schon die Segel streichen mussten, dürfen wir ins Achtelfinale einziehen. Und am Sonntag ist die Auslosung. Eigentlich sollte mir egal sein, gegen wen es dann geht, aber als psychisch gestörter hoffe ich in krankhafter Weise auf ein Los wie Unterhaching, Osnabrück, Burghausen, Fürth…
Wie kann man sich nur so vorführen lassen, wie ich das in der 1. Halbzeit mit anschauen musste? Was hat diese Mannschaft nur für eine Einstellung? Früher nannte man das vielleicht das Bayern-Gen: Egal wie das Spiel lief – zum Schluss gewannen wir. Gewinnen tun wir auf diesem Niveau zwar immer noch, aber mit welch einer Offenbarung!
Mittlerweile muss aber ich aber sagen, dass man da nur noch von grenzenloser Selbstüberschätzung reden kann. Denn wenn ich schon körperlos spielen will, dann sollten doch meine technischen Fähigkeiten ausreichen, anhetzende Gegner übel ins leere laufen zu lassen. Aber stattdessen brandete eine Angriffswelle nach der anderen über uns zusammen. Und wie leicht unsere unüberwindbare (Europäische Spitzenklasse!) Innenverteidigung mit Flanken auszuhebeln ist, weckte Vorfreude auf die Champions League – wobei ich auch schon beim nächsten Thema wäre…