Mein Verhältnis zum KSC lies sich in wenigen Worten beschreiben: Ich mochte ihn nicht – und das als echter Badener! Selbst die Sternstunde der Karlsruher gegen Valencia im Uefa-Cup 1993 hat bei mir keine nachhaltigen Sympathien hinterlassen. Warum das so war, kann ich bis heute nicht erklären. Vielleicht war es nur der Neid auf die vielen Freunde und Kollegen, die zu den Heimspielen ihres Vereins nur 20km zu fahren hatten, während ich als Jugendlicher die nahezu unüberwindbare Distanz von ca. 300km zum Olympiastadion in München hatte… ;-)
Heute dagegen entwickle ich offenkundig Symphathien für den Aufsteiger – und das nicht um gönnerhaft zu tun – sondern um den erfolgreichen Fussball, den Ede Becker mit bescheidenen Mitteln spielen lässt, anzuerkennen.
Das Spiel begann trotz fünf Umstellungen von Hitzfeld schleppend. Das Mittelfeld war zwar von Beginn an in Bewegung, jedoch fanden die Positionswechsel viel zu langsam statt – kein Problem für die defensiv gut aufgestellten Karlsruher. Erst mitte der 1. Halbzeit bekam Bayern mehr Spielanteile und kam auch zu einigen Chancen, die der gute KSC-Torwart Miller noch abwehren konnte.
Beim 1:0 durch Luca Toni war aber auch er machtlos. Nach einen Zuspiel von Lell, verschafft sich der Italiener gerade genügend Freiraum um sich einmal um seinen Bewacher Mike Franz zu drehen und dann einzunetzen. Nach der verdienten Führung ging es dann auch in die Pause.
Der KSC kam engagierter aus den Kabinen und bemühte sich offensiver als in der ersten Hälfte zu spielen, allerdings ohne wirklich gefährlich vor das Bayern-Tor zu kommen. Nach dem tollen Ribéry-Solo auf 2:0 war das Spiel dann gelaufen, in dem es gegen Ende noch einige Gelegenheiten für die Hausherren zum 3:0 gab, die allerdings nicht mehr genutzt wurden. Der KSC kam nur noch einmal durch Hajnal zu einer Torchance.
Der souveräne Sieg gegen Karlsruhe verschafft den Bayern zwar einen komfortablen 7-Punkte-Vorsprung auf Platz 2/Werder Bremen, allerdings ist die Messe, was die deutsche Meisterschaft angeht, noch lange nicht gelesen. Die nächsten englischen Wochen werden strapaziös für die Mannschaft werden. Hitzfeld tut gut sich seines gesamten Kaders zu bedienen, um Spieler wieder zu Kräften kommen zu lassen, ohne in eine Zwickmühle wie in der Hinrunde zu geraten.
Apropos Teufelskreis als Zwickmühle: Allem Anschein nach wird es beim KSC in der nächsten Saison zu einem wahrnehmbaren Verlust an Spielkultur kommen. Trainer und Manager müssen aufpassen, daß nach dem Abgang von Hajnal (Dortmund) und Eggimann (Hannover95+1), der Kader nicht gänzlich ausgehöhlt wird. Die Begehrlichkeiten hat man durch die vielen guten Auftritte in dieser Saison selbst geweckt.